K I R C H E   U N D   S C H L O S S

Geschichte der Filialkirche St. Jakob in Lauterbach


Kurzbeschreibung

Die Kirche St. Jakob wurde im 15. Jh. im gotischen Stil erbaut.
Etwa 1670 wurde das Langhaus abgerissen und in barockem Stil neu errichtet. Dabei wurde auch der Chor barock umgestaltet und mit einem zarten Deckenstuck der "Miesbacher Art" verziert, der den Stil der Kirche maßgebend mitprägt.

1680 kam eine Gruftkapelle der früheren Hofmarksherren von Lauterbach, derer Grafen Hundt (auf deren Gemälden meist ein kleiner Hund zu sehen ist) dazu.

Der barocke Zwiebelturm im nördlichen Chorwinkel der Kirche wurde erst 1910 errichtet

Die heutige Kirche ist ein Saalbau zu vier Achsen mit eingezogenem Chor, der in drei Seiten schließt.

Die Innenausstattung stammt aus der Zeit des Rokoko (2. Hälfte des 18. Jh.).

Im Hochaltar ist zweimal der hl. Jakobus dargestellt: im Hauptgemälde stehend mit seitlicher Ansicht von Kirche und Schloss von Lauterbach, im Auszug sitzend im Strahlenkranz, von Engeln umgeben.

Berühmt ist die Kirche von Lauterbach wegen ihrer Glasfenster aus der Zeit von 1437 und 1449 hinter dem Hochaltar. Sie stellen die Kreuzigungsgruppe und die Pieta sowie die Heiligen Barbara (Turm), Maria Magdalena (Salbbüchse), Jakobus (Muschel) und Antonius den Einsiedler (Kreuz) dar.

Der linke Seitenaltar ist der Heiligen Familie geweiht. Auf dem Altarblatt ist der Knabe Jesus mit seinen Eltern zu Hause in Nazareth dargestellt.Assistenzfiguren sind Apostel Johannes und Johannes der Täufer.

Der rechte Seitenaltar ist der Marienaltar. Mittelpunkt ist ein großes Madonnengemälde. Die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm ist von sieben Engelsköpfen umgeben. Assistenzfiguren sind der hl.Nepomuk und ein weiterer hl Priester.

In der Gruftkapelle ein Epitaph von Wiguläus Hundt, eine Anna selbdritt-Figur und eine St.Georg-Statue.

Im Langhaus die Rokokokanzel, das Kanzelkreuz mit Mater dolorosa, Figuren des hl.Franziskus, des St.Josef, ein Epitaph von 1566, geschnitzte Kirchenbänke, Kreuzwegbilder, Fensterlaibungen, Rundfenster, Apostelleuchter, die Orgel und einer der ältesten Opferstöcke des Landkreises aus dem Jahr 1691 zu sehen. Interessant auch das alte Sakristeischloss.

Ausführliche Beschreibung
mit ikonographischen und kunsthistorischen Erläuterungen

Geschichte der Kirche

Eine Kirche in Lauterbach (als Filiale von Einsbach) ist schon in der Konradinischen Matrikel von 1315 erwähnt.
Die Kirche ist eines von fünf Gotteshäusern im Dachauer Land, die dem Apostel Jakobus dem Älteren gewidmet sind. Diese häufige Namensgebung mag daran liegen, dass diese Kirchen in einer Zeit erbaut wurden, in der dieser Apostel besonders verehrt wurde. Vom 10. bis zum 15. Jahrhundert zog die Wallfahrt zum Grab dieses Heiligen in Santiago de Compostela in Spanien nämlich mehr Pilger und Gläubige an als Rom oder Jerusalem. Vielleicht führte auch ein Pilgerweg durch das Dachauer Land nach Spanien.

Die Kirche ist wohl im 15. Jh. im Stil der Gotik neu erbaut worden. Die Steine dazu sollen von der beim Zötzelhof abgerissenen Burg stammen (1402).

Stich von Michael Wenig um 1700
Um das Jahr 1670 wurde das Langhaus der Kirche neu errichtet. Dabei wurde der gotische Chor barock umgestaltet. Der reiche, aber zarte Deckenstuck orientierte sich nicht am damals üblichen Stil der Wessobrunner Schule; er wurde vielmehr nach Miesbacher Art gefertigt.

1680 wurden südlich an die Kirche eine Sakristei und eine Gruftkapelle angebaut. Bis dahin hatte die Kirche den Hofmarksherren (seit 1449 Grafen Hundt) als Begräbnisstätte gedient.

Die Hundts hatten sich immer als die Patronatsherren dieser Kirche gefühlt und sehr viel für den Unterhalt und die reichhaltige Ausstattung "ihrer Kirche" getan. 1707 kam sogar der Fürstbischof von Freising, um die Kirche mit ihren damals vier Altären (Hochaltar, Nebenaltäre, Gruftkapellenaltar) einzuweihen. Eine besondere Ehre! Das tat er sonst nämlich nur bei Pfarrkirchen bzw. deren Altären.

Der Kirchturm wurde erst 1910 in neubarockem Stil errichtet. Ob die kleine Glocke, 1782 die von Johann Lorenz Kraus, München erworben wurde noch im Turm hängt oder im Krieg eingeschmolzen wurde, ist mir nicht bekannt.

Das unmittelbar angrenzende ehemalige Schulhaus ist mit der Kirche verbunden. Über einen Durchgang im ersten Stock gelangt man nämlich zur Empore der Kirche, auf der die Armen-Schulschwestern, die den Lehrbetrieb übernommen hatten, der Messe beiwohnen konnten.

Die letzte Renovierung fand 1989 statt.

Innenausstattung

Der größte Teil der Innenausstattung stammt aus der Zeit des Rokoko (2. Hälfte des 18. Jh.).

Im Hochaltar mit seinem Säulenaufbau und prächtigem Aufbau ist in den Chorschluss hineinkomponiert.
Das Altargemälde zeigt den Patron der Kirche, den hl. Jakobus, mit Pilgerstab, Pilgerflasche und Muschelemblem am Umhang. Er kniet vor einem angedeuteten Altar, auf dem ein aufgeschlagenes Buch steht. Über ihm halten Putten den Lorbeerkranz und die Märtyrerpalme bereit. Im Hintergrund sind Kirche und Schloss von Lauterbach im Zustand vor 250 Jahren zu sehen. Auch im prächtigen Auszug ist St.Jakob zu sehen. Inmitten eines Strahlenkranzes hält er ein Buch auf dem Schoß und den Pilgerstab in der Hand. Rings um die Figur herum Putten und Gewölk.

Jakobus der Ältere war der Sohn des Fischers Zebedäus und der ältere Bruder des Jüngers Johannes. Er zählte neben seinem Bruder und Petrus zu den drei bevorzugten Jüngern, die bei der Verklärung Jesu und in seiner Todesangst im Garten Gethsemane zugegen waren. Der Überlieferung nach verkündete er nach Pfingsten in der Gegend um Samaria und Jerusalem das Evangelium, bis er durch König Herodes Agrippa I. von Judäa im Jahr 43 geköpft wurde; Jakobus war somit der erste Märtyrer unter der Aposteln (Ap 12, 1 - 2). Der Legende nach setzten Anhänger seine Leiche in ein Boot, das im Meer herumtrieb und in Galizien, im Nordwesten Spaniens strandete. Dort wurde er begraben. 800 Jahre später, zur beginnenden Reconquista (Rückeroberung des maurischen Spaniens durch die Christen) entdeckte König Alonso II das Grab wieder und baute eine Kirche darüber. Bald begann die Wallfahrt und Santiago de Compostela wurde eines der größten Wallfahrtszentren des Abendlandes. Durch ganz Europa führten feste Wallfahrtswege dorthin; bis ins 15. Jahrhundert zog der Ort mehr Pilger an als Rom oder Jerusalem. St.Jakob erhielt seine Attribute (Pilgerkleidung und Muschel) erst im 13.Jh. Die Pilger erhielten am Ziel damals einen Hut, der mit einer Muschel geziert war. Zuvor war Jakobus meist mit einer Schriftrolle abgebildet.
Pilgerflaschen (lat.curcurbita=Kürbis) waren meist birnenförmige Gefäße, die am Rand zum Durchziehen einer Tragekordel mit Ösen versehen sind. Ursprünglich bestanden sie aus einem ausgehöhlten und getrockneten Flaschenkürbis, später auch aus anderen Materialien. Da die Pilger auf ihrer Wanderschaft zu den großen Wallfahrtsstätten der Christenheit oft menschenleere Gebiete durchquerten, führten sie in der Pilgerflasche immer einen Labetrunk mit sich. Vom Wallfahrtsort wurden dann meist mit geweihtem Wasser gefüllte Pilgerflaschen nach Hause mitgebracht.

Berühmt ist die Kirche von Lauterbach wegen eines Glasfensters hinter dem Altar.

Veit von Egloffstein, der damalige Mitbesitzer der Hofmark Lauterbach (neben Hans Hundt), hat zwischen 1437 und 1449 das Fenster gestiftet, das heute zu den bedeutendsten in ganz Oberbayern zählt, leider aber durch den Hochaltar verstellt ist. Dass es von Veit von Egloffstein stammt, ist an den vier Wappen darauf erkennbar, unter denen seines, das seiner Frau und seiner Eltern, nicht aber das der Familie Hundt ist (Die Wappenschilde stllen die Wappen der Egloffsteiner und Dachauer, sowie der Egloffsteiner und Nussberger dar).

Die Glasfenster stellen dar:
ganz oben eine Muttergottesdarstellung
mitte links: die Kreuzigungsgruppe
mitte rechts: Pieta-Darstellung mit Leidenswerkzeugen
unten links: der hl. Jakobus (mit weißer Muschel) und hl. Antonius der Einsiedler (mit Kreuz). Zu seinen Füßen der kleine weiße Hund, der auf vielen Kunstwerken, die die Fam.Hundt in Auftrag gab, zu sehen ist.
unten rechts: hl. Barbara (mit Turm) und hl. Maria Magdalena (mit Salbbüchse).

Die Malereien wurden noch in der musivischen Technik erstellt. Das Glas wird nicht -wie später- mit Farbe bemalt; die Fenster sind aus in der Masse durchgefärbten Gläsern in der Art eines Mosaiks zusammengesetzt. Die Hauptkonturen der Darstellung werden durch die Bleiruten vorgegeben, die die einzelnen Gläser verbinden. Die Bleiruten, die an den Berührungsstellen verlötet werden, bestehen zu 75 % aus Blei und zu 25% aus Zinn.

Antonius der Einsiedler (250-356) wurde als Sohn reicher christlicher Eltern geboren; er verkaufte seinen gesamten Besitz und wurde Einsiedler in radikaler Armut und zunehmender Abgeschiedenheit. Die Schweine, mit denen er oft dargestellt wird, stehen für seine berühmten Versuchungen (schöne Frauen, Dämonen). Antonius wird "Vater des Mönchtums" genannt. Die von ihm geprägte Form des Mönchtums beruht auf Askese und Zurückgezogenheit, sie steht im Gegensatz zur (später erlassenen) Regel des Benedikt von Nursia. Antonius soll 105 Jahre alt geworden sein.
Barbara ist eine legendäre Person. Das bildschöne Mädchen soll von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, während einer längeren Geschäftsreise in einen Turm geschlossen worden sein, um sie am Heiraten zu hindern. Barbara ließ im Turm ein Bad bauen, aber nicht wie vom Vater angeordnet mit zwei, sondern mit drei Fenstern, als Zeichen der Verehrung der Dreieinigkeit. Als der Vater zurückkam und merkte, dass sie Christin geworden war, ließ er sie geißeln, mit Keulen schlagen, die Brüste abschneiden und mit Fackeln brennen. Schließlich enthauptete der Vater die Tochter selbst, worauf er von Blitz getroffen wurde. Barbara gehört zu den 14 Nothelfern. Sie ist Patronin der Bergleute und -wegen des präzisen Blitzschlags- der Artilleristen.
Maria Magdalena ist aus der Bibel bekannt. Sie wurde Jüngerin Jesu, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Luk. 8, 2). Magdalena sorgte für Jesu Lebensunterhalt (Luk.8,3). Sie war auch bei der Kreuzigung Jesu dabei; ihr erschien Jesus nach seiner Auferstehung (Joh 20,15-17). Ob es sich bei Magdalena auch um die namenlose Sünderin handelt, die Jesus die Füße salbte (Luk 7, 37 - 38), wie die Legenden behaupten, ist ungewiss. Aber meist wird sie mit einer Salbbüchse abgebildet.

Gruftkapelle

An der linken Seite des Altarraums ist der Zugang zur 1680 erbauten Gruftkapelle der Fam. Hundt, der früheren Hofmarksherren von Lauterbach und Sulzemoos. Die Kapelle ist durch ein schmiedeeisernes Gitter abgetrennt. Auch die Gruftkapelle ist mit schönem Stuck ausgekleidet, der sogar noch feiner gestaltet sein soll, als im Kirchenraum.

 

Unter den Grabsteinen in der Gruftkapelle ist der des Dr. Wiguläus Hundt besonders erwähnenswert. Er war ein berühmter bayerischer Juraprofessor, Geschichtsschreiber und Kanzler an der Universität Ingolstadt und brachte es sogar zum Hofratspräsidenten und Hauptberater in der bayerischen Politik unter Herzog Albrecht V. Er war es, der 1575 während seiner Reisen als Geschichtsschreiber auf der Burg Prunn im Altmühltal einen Teil der Nibelungen-Handschrift fand. Er starb 1588 und wurde in der Franziskanerkirche in München begraben. Als diese nach der Säkularisation abgerissen wurde, brachte man den Grabstein nach Lauterbach.

Zwei Figuren in der Gruftkapelle verdienen noch besondere Beachtung:

eine Darstellung der Anna selbdritt. Die Großmutter Anna mit Kopftuch hat ihren Enkel Jesus auf dem Arm. Vor ihr steht Maria als Jugendliche. Anna und Joachim waren nach apokryphen Evangelien des 2. bis 6. Jahrhunderts die Eltern der Maria und somit die Großeltern von Jesus.
Das Motiv der Anna selbdritt kam erst im 15. Jh. nach Bayern, kurz bevor Papst Sixtus IV. 1481 den Festtag der Anna in den römischen Kalender aufnahm. Die Verehrung Annas als Mutter der Jungfrau Maria erreichte damals ihren Höhepunkt.

Die Bezeichnung Anna selbdritt gibt an, dass Anna selbst wiedergegeben ist und dass sie zu dritt sind. Anna,
die Mutter Marias, wird meistens als reife Frau dargestellt; häufig mit grün-roter Kleidung, um den Kopf ein Tuch als Zeichen der verheirateten Frau und um den Hals den Goller, den breiten weißen Frauenkragen. Meist hat Anna das Jesuskind und Maria auf dem Arm; manchmal steht Maria zu ihren Füßen, so wie hier in Lauterbach. Fast immer wird Maria als Kind oder als junges Mädchen dargestellt. Diese Komposition gehört zu den anachronistischen Bildern, weil bewusst zeitliche Abfolgen außer Betracht gelassen werden. Das Motiv der Anna selbdritt ist ein Sinnbild für die Entwicklung, Kontinuität und Weitergabe des Lebens, für den ewigen Kreislauf der Natur. Die drei Personen Anna, Maria und das Kind umfassen den gesamten Lebenszyklus von Jugend über Reife bis hin zum Alter. Sie beinhalten das Gewesene, das Jetzige und das noch Kommende. In ihnen sind Wandel und Erneuerung angelegt.

Rechts neben dem Grabstein steht St.Georg mit dem Spieß in der Hand, den Fuß auf den getöteten Drachen als dem Sinnbild für das Böse gesetzt. Georg war Soldat des römischen Heeres zur Zeit Kaiser Diokletians und wurde um ca. 304 in Nikodemien oder Lydda enthauptet. Bei uns wird der hl. Georg vor allem als Patron der Pferde verehrt (Georgiritt). Meist wird er als Ritter dargestellt, der einen Drachen tötet. Nach der Legende hauste in einem See vor der Stadt Silena in Lybia ein Drache, dem die Einwohner täglich Lämmer und später Kinder opfern mussten. Da erschien St.Georg, nachdem er alle Martern überstanden hatte, gevierteilt und vom Erzengel Michael wieder zum Leben erweckt worden war. Als der Drache auftauchte, schwang Georg mit dem Zeichen des Kreuzes die Lanze und durchbohrte das Untier, das zu Boden stürzte

Langhaus

Die Decke im Langhaus besitzt ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Decke und Stichkappen sind mit feiner, zarter Stuckarbeit der "Miesbacher Art" überzogen. Auch die Fensterlaibungen sind mit Stuck verziert.

Der linke Seitenaltar ist der Heiligen Familie geweiht. Auf dem Altarblatt ist der Knabe Jesus mit seinen Eltern zu Hause in Nazareth dargestellt.
Assistenzfiguren sind zwei Johannes, in rot-goldenen Gewändern, das Haupt umgeben von einem Heiligenschein (Nimbus) in Form eines Strahlenkranzes:
Links der hl. Johannes der Täufer mit Kreuzstab in der rechten Hand und einem Buch mit Lamm in der Linken. Johannes der Täufer (ein Verwandter Jesu) war Bußprediger am Jordan und taufte dort auch Jesus. Später wurde er auf Wunsch der Herodias, der Geliebten von Herodes und ihrer Tochter Salome enthauptet. Mit den Worten "Dieser ist das Lamm Gottes, das die Schuld der ganzen Welt wegnimmt" hatte Johannes den Messias angekündigt (Johannes 1,29). Deshalb wird er in der Kunst häufig mit einem Lamm und mit dem Spruchband "Ecce agnus dei" am Kreuzstab abgebildet.
Rechts der Apostel Johannes, der sog. Lieblingsjünger Jesu, der mit einem Kelch dargestellt wird, aus dem sich eine Schlange windet. Johannes der Apostel und Johannes der Evangelist werden in der Überlieferung und in der Kunst häufig gleichgesetzt, obwohl es sich um zwei verschiedene Personen handelt. Der Apostel Johannes, der unter dem Kreuz stand, war der Bruder des Jakobus' des Älteren und von Beruf Fischer. Er war erst Anhänger Johannes' des Täufers und wurde dann Jesu "Lieblingsjünger" (Joh 19, 26). Der Giftanschlag, auf den der Kelch mit Schlange hinweist, war auf Johannes den Evangelisten verübt worden. Das Gift sei in Form einer Schlange aus dem Kelch gekrochen.

Der rechte Seitenaltar ist der Marienaltar. Mittelpunkt ist ein großes Madonnengemälde. Die Muttergottes mit dem Kind auf dem Arm ist von 7 Engelsköpfen umgeben. Assistenzfiguren sind der hl. Johannes Nepomuk im Strahlenkranz mit seinem Attribut, einem Kreuz. Auf der linken Seite steht ein weiterer Heiliger im priesterlichen Gewand. Johannes aus Pomuk, "ne Pomuk", war Ende des 14.Jh Generalvikar des Erzbischofs in Prag und machte sich beim König wegen seines . energischen Auftretens für die Rechte der Kirche beim König Wenzel unbeliebt. Der ließ ihn am 20. März 1393 gefangen nehmen, foltern, brannte ihn selbst mit Pechfackeln, ließ ihn durch die Straßen schleifen und schließlich in der Moldau ertränken. Die Legende berichtet, der eigentliche Grund sei gewesen, dass Johannes, der Beichtvater der Königin war, dem König keine Auskunft über die Sünden seiner Frau gab. Der Fundort der Leiche wurde durch eine Erscheinung von 5 Sternen geoffenbart. Sein Denkmal auf der Prager Karlsbrücke, das 1693 errichtet wurde, machte ihn zu einem der wichtigsten Brückenheiligen.
In der Weihnachtszeit ist vor dem Seitenaltar eine Krippe aufgebaut. Wenn Sie sich für Krippen interessieren, klicken Sie hier..

Neben dem rechten Seitenaltar ist ein großer Epitaph für den 1566 verstorbenen Freiherrn von Hundt eingemauert. Epitaphe gibt es in unseren Kirchen erst seit dem 14. Jh. als Gedächtnismal für einen Verstorbenen in Form einer Steinplatte, die innen oder außen an der Kirchenwand senkrecht aufgestellt wird. Epitaphe (griech. Grabinschrift) wurden für diesen Zweck eigens angefertigt; sie sind keine früheren Grabplatten. Das Epitaph ist auch kein Grabmal, weil sich weder dahinter noch darunter ein Grab befindet. Das Grabmal in Lauterbach zeigt einen Ritter in Harnisch mit Schwert und Lanze. Darüber ist folgender Text eingraviert: "Anno Domini 1566 an Sant Johans des tauffers tag starb der Edl und urst.Jorn Hundt zu Lauterbach und Falckenstain dem Gott genad"

Vergrößerung von 11 Details ( Figuren, Bänke, Orgel, Decke, Kanzel)
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Auf der Südseite des Langhauses ist die besonders prächtige Rokokokanzel angebracht, die von außen zu betreten ist. Auf dem Kanzelkorb in einer Kartusche ein Bild des Guten Hirten. Unter dem Kanzelkorb eine Weintraube. Auf dem Schalldeckel sitzen mehrere Putten; ganz oben bläst ein Engel auf der Posaune.

Das Motiv des Posaunenengels geht auf Papst Leo I. (440-461) zurück, der schreibt, dass von der Kanzel die Posaune des Evangeliums ertönt. Der Hl.Geist wird seit dem Konzil von Nicäa (325) als Taube gezeigt. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Darstellung der dritten göttlichen Person in Menschengestalt. Die Predigt wurde in altchristlicher Zeit -ähnlich wie heute- von einem Ambo aus gehalten. Ab dem 13. Jh. hat man Kanzeln gebaut, die zumeist seitlich im Mittelschiff ihren Platz haben, dort, wo die Gemeinde versammelt ist. Von hier aus konnten die Prediger auch von oben herab sprechen, was ihren Worten größere Wirkung verleihen sollte. Spätestens seit dem 2.Vatikanischen Konzil 1962 werden sie nicht mehr benutzt.

Der Kanzel gegenüber auf der Nordseite hängt ein großes Kruzifix, das sog. Kanzelkreuz. Darunter steht die Mater dolorosa (Schmerzensmutter). Maria hat eine Krone auf dem Haupt und ist von Sternen umkränzt.In den verschränkten Armen hält sie ein Schwert, das den Schmerz über den gekreuzigten Sohn versinnbildlichen soll. Das Kreuz heißt Kanzelkreuz, weil es in der Regel der Kanzel gegenüber an der Wand angebracht ist. Es erinnert den Prediger an den 1.Korintherbrief (1,3), in dem der hl.Paulus schreibt: "Wir predigen Christus als den Gekreuzigten". Die Ansprache soll nicht weltliche Dinge, sondern den Tod und die Auferstehung Christi zum Inhalt haben.

Im Langhaus zwei Heiligenfiguren aus der Landsberger Luidl-Werkstatt. Figuren der Schnitzerfamile Luidl stehen auch in den Kirchen von Dachau/St.Jakob, Sittenbach, Egenburg, Feldgeding, Bergkirchen und Prittlbach.
auf der linken Seite Franziskus von Assisi,mit einem Kruzifix im Arm. Der Korpus ist quer zum Kreuz befestigt. Dem Heiligen war die Verbreitung der Passionsfrömmigkeit ein Hauptanliegen.

Rechts eine St.Josef mit dem Jesuskind auf dem Arm und der Lilie der Keuschheit in der Hand. Joseph war der Vater Jesu - oder Ziehvater Jesu, da nach altchristlicher Überzeugung Jesus der Sohn Gottes ist und durch den Heiligen Geist im Schoß der Jungfrau Maria gezeugt wurde. Joseph stammte aus dem Geschlecht des Königs Davids, aus dem nach dem Zeugnis des Alten Testaments der Messias hervorgehen werde. Er lebte als Zimmermann in Nazareth.
Unter der Empore ist einer der ältesten Opferstöcke des Landkreises aus dem Jahr 1691 zu sehen. Die Jahreszahl steht ganz unten auf dem schön gestalteten hölzernen Sockel.

An den Außenwänden des Kirchenschiffs sind die vierzehn Kreuzwegbilder und die Apostelleuchter mit Stuckplaketten angebracht. Im späten Mittelalter hielt man dann Kreuzwegandachten als Ersatz für die Pilgerfahrt ins Heilige Land.
Die Apostelleuchter erinnern an das in der Apokalypse (21,14) beschriebene himmlische Jerusalem, dessen Mauern auf zwölf Grundsteinen mit den Namen der zwölf Apostel errichtet sind. Die Kirche sieht sich als Vorläuferin des himmlische Jerusalems.

Die Kirchenbänke haben kunstvoll geschnitzte Wangen.

Der Aufgang zu der auf zwei schmale Säulen ruhenden Empore liegt außerhalb des Kirchenraums. Über die Orgel mit dem schönen fünfteiligen (neubarocken) Prospekt mit den zwei Engeln ist mir leider nichts bekannt.
Die Empore wird durch schöne Rundfenster, in der Kunst auch Ochsenauge oder "oeil de boeuf" genannt, erhellt.

Interessant ist ein altes Schloss an der Türe, die von der Sakristei in die Gruftkapelle führt.

An der südwestlichen Langhausseite gab es um 1680 auch ein Portal, das später aber zugemauert wurde. Man kann heute noch sehen, wo es war. Der jetzige Westeingang stammt wohl aus dem 19. Jahrhundert.

Nicht vergessen werden darf der Kreuzweg unter der 300-jährigen Eichenallee im Norden der Kirche, der als einer der schönsten im Dachauer Land gilt.

Hans Schertl

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Quellen:

http://kirchenundkapellen.de
Dr.Martin v. Deutinger, Die älteren Matrikeln des Bistums Freysing, 1849/50
Werner Widmann, von München zur Donau, 1966
Heimatbuch des Landkreises und der Stadt Dachau, 1971
Kunstwanderungen in Bayern südlich der Donau, 1973
Georg Brenninger, Zur kirchlichen Kunsttätigkeit des 18.Jh im Freisinger Raum, Amperland 1983/3
Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern IV, 1990
Robert Böck,Wallfahrt im Dachauer Land, Bd 7 der Kulturgeschichte des Dachauer Landes, 1991
Susanne Fischer, Glasgemälde des späten Mittelalters, Amperland 1991/1
MariaThanbichler in der Schriftenreihe,"Die Kirchen im Pfarrverband Bergkirchen"
Herr Hartmann, Lauterbach, 2003
Kirchenbesuche und Aufnahmen 2002, 2003
40 Bilder: Hans Schert.