W Ü R D I G U N G

Das Erscheinungsbild des Schlosses ist im Laufe von mehreren Jahrhunderten gewachsen und ist dabei einem mehrfachen Wandel unterworfen gewesen. Der heutige Eindruck ist bestimmt von Baukörpern, Detailformen und sparsamen Gestaltungsmitteln, die auf die Epoche der Renaissance zurückzuführen sind. Die Darstellungen aus der Vergangenheit zeigen, daß hier allerdings in den letzten Jahrhunderten bedauerlicherweise signifikante Substanz vernichtet worden ist, so die Führung der Giebelwände als Schildmauern und ihr Auslaufen in zinnenförmigen Bekrönungen. Alle Turm- und Erkerbedachungen sind in unzulässiger Weise vereinfacht.

Trotzdem stellt das Schloß auch heute noch unverfälscht und unverwechselbar einen Typ dar, der unter den Schlössern des bayerischen Landadels nicht eben häufig anzutreffen ist: der Zweiflügelbau mit dem in die innere Ecke gestellten Treppenturm, der einmal mit einer weithin sichtbaren welschen Haube abgeschlossen war. Diese Situation dürfte nicht geplant sondern gewachsen sein, die unterschiedlichen Stockwerkshöhen können das belegen.

Teile der Anlage, der feldseitige Turm und der kleinere Turm mit der Mauer, vermitteln den Eindruck einer ehemaligen Wehranlage. Details wie auch die Höhe der Mauer und ihre Dicke weisen darauf hin, daß sie hier nur noch als Zitat verwendet wurden, ihr wirklicher fortifikatorischer Wert dürfte sehr begrenzt ge­wesen sein. Insoweit ähneln diese Teile der "Befestigung" der Blutenburg. Sie könnten ihre heutige Form etwa zur gleichen Zeit erhalten haben.

Zur architekturhistorischen Bedeutung kommt noch die Bedeutung für die nähere Umgebung als signifikanter Orientierungspunkt. Durch seine Lage auf einem schmalen Höhenrücken ist es weithin sichtbar gewesen, ein Umstand, der heute nur noch teilweise nachvollzogen werden kann, da der Baumbestand zu hoch und dicht geworden ist und das Bauwerk romantisch verklärt.

Zusammenfassend kann man feststellen, daß es sich bei Schloß Lauterbach nicht um ein großes und geschichtsträchtiges Objekt handelt, aber daß Lage und Ausformung es im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Beitrag herrschaftlicher Selbstdarstel­lung werden ließen und es insofern ein Architekturbeispiel von überörtlicher Bedeutung ist. Es stellt auch heute noch den über große Zeiträume gewachsenen Typ des Vogt- oder Pflegschlosses in unverfälschter Art dar.

Quellen:

Prof. Dr. Burmeister Enno
- Die Schlösser des Bayrischen Landadels, München 1977
- Arbeitshefte zur Denkmalpflege 23, Schloss Lauterbach,
  München 1982

Dr. Dorner, Peter
- Schlösser und Burgen in Dachau, 1956